Forstlicher Unternehmertag 2014 – Neue Ansätze in Forst und Holz ?



02.04.2014
Zum wiederholten Male wurde der 18. Unternehmertag 2014 am 20. März 2014 kommissarisch von Prof. Reinhard Mosandl eröffnet. Ein neuer Leiter für den Lehrstuhl für forstliche Arbeitswissenschaft und Informatik der TU München ist immer noch nicht bestellt. Man könnte meinen, dies sei symptomatisch für die allgemeine Wahrnehmung dieser forstlichen Disziplin.

Die Einführung in die Vortragsreihe erfolgte durch Prof. Walter Warkotsch in gewohnt fesselnder Art und Weise. Neue Ansätze in der Forst-und Holzwirtschaft - leistungsorientiert statt problemfixiert, war das Motto dieses Unternehmertages.
Warkotsch schildert amüsant, in welch festgefahrenen Denkmustern, auch im oberen Management Probleme angepackt werden. Sofern dies denn überhaupt der Fall ist und anstelle Übersprunghandlungen bevorzugt werden.
Die Dinge von einer anderen Warte aus zu betrachten und nicht immer den gleichen Denkfehlern zu erliegen, das war die Aufgabe, die Warkotsch an die nun folgenden Referenten in ihren jeweiligen Problemfeldern stellte.

Carl von Buttler, neuer Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbands, beschrieb die Schwierigkeiten der Holzmobilisierung im Privatwald mit bekannter Ausprägung: Kleinparzellierung, geringe Bedeutung der Nutzung als Einkommensquelle, zunehmende Urbanisierung und ein aktuell niedriges Zinsniveau, das die Anlage der aus Waldnutzung erzielten Geldbeträge auf dem Kapitalmarkt wenig lukrativ macht.
Zur Lösung dieser Probleme blieb von Buttler auf dem bereits eingeschlagenen Weg:
Aufklärung, Apelle und forstliche Förderpolitik – eine Langzeittherapie.

Helfried Müller, Chefeinkäufer bei UPM, „kam in Frieden“, so seine Message. Gemeint war dies als Hinweis darauf, dass der Einkaufsstil unter Ludwig Lehner wohl der Vergangenheit angehört. Seine Strategie zur Holzversorgung bei UPM zielt darauf ab, den Rohstoff Holz größtenteils werksnah zu beziehen und nicht quer durch Europa zu transportieren.
Eine Idee, die so neu nicht ist.
Verärgert beobachten jedoch bayerische Fortunternehmer die Aktivitäten von UPM in der forstlichen Dienstleistung. So trat UPM bei den Bayerischen Staatsforsten als Anbieter für Holzernte und Rückung auf. Müller beschwichtigte Norbert Harrer auf seinen kritischen Einwand mit der Erklärung, dass man den Staatsforsten als wichtigen UPM- Lieferant nur bei der Holzernte behilflich sei. „Hugh! Wir kommen in Frieden!“

In den Kurzvorträgen referierten Dr. Michael Sachse und Horst Gleisner zum Thema Forstunternehmerzertifikat. Die Vielfalt wird nun größer, die Konkurrenz zwischen den Zertifikaten auch. Eine gute Entwicklung für Forstunternehmer, die jetzt zwischen den unterschiedlichen Zertifizierungssystemen wählen können.

Burkhard Schröter, Vorsitzender der Afl Sachsen-Anhalt, stellte die Vergabepraxis in Sachse-Anhalt vor. Für bayerische Forstunternehmer waren ungewohnte Vokabeln zu vernehmen:
Ausgleichszahlungen für witterungsbedingte Arbeitsunterbrechung, Zuschläge für Hiebserschwernisse und Preisstaffelung nach mittleren Baumvolumen. Schröters Ausführungen machten eines klar: Dass es miteinander geht, wenn auch die Auftraggeber an fairen Vergabebedingungen interessiert sind.

Erfrischend war der Vortrag von Verena Schöbb und Georg Beuer von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, die ihre Imagekampagne im Auftrag des Afl Niedersachsen vorstellten.
Eine Umfrage mitten in Berlin zum Berufsbild Forstwirt kam zu folgenden Ergebnis: Der Forstwirt ist männlich, dumm, stark und wasserdicht. Um diese Bild zu ändern startet der Afl Niedersachsen eine Imagekampagne. Und warum gerade in der Großstadt? Weil die Bevölkerung dort am weitesten von Forstwirtschaft entfernt ist. Weil die Urbanisierung der Gesellschaft weitergeht und weil in Zukunft dort die Weichenstellungen in der Politik erfolgen.
Ein absolut richtiger Ansatz – Forstwirtschaft muss sexy werden!

Michael Schimper
von den Landesforsten Rheinland-Pfalz beschrieb in seinem Vortrag die Abrechnung des Holzeinschlags nach Harvestermaß. Diese Form der Abrechnung vom Unternehmerleistungen wird zunächst als Pilotprojek umgesetzt und hat für die Unternehmer den Vorteil der prompten Bezahlung ihrer erbrachten Leistung. Eine lange Vorfinanzierung entfällt damit.
Eine Standardisierung der Harvestervermessung soll die Datenqualität sichern. Bedingung ist das KWF-Lastenheft und die Sachkunde des Maschinenführers. Insgesamt ein gutes Verfahren, das nicht nur eine schnelle Bezahlung zur Folge hat sondern auch voraussetzt, dass qualifiziertes Fahrerpersonal im Einsatz ist, das seinen Preis hat.

Über den aktuellen Stand von Forstunternehmerleistungen bei den Bayerischen Staatsforsten informierte Heinz Läufer. Er bemängelte vor allem das fehlende Branchenbewusstsein aller Beteiligten im Cluster Forst und Holz. Wenn nach außen immer gejammert wird, führt das zu einem verheerenden Bild der Forstwirtschaft in der Öffentlichkeit. Da könne man sie gleich abschaffen. Und Forstwirtschaft mindestens weiter einschränken möchten die zahlreichen Naturschutzverbände. Damit hat Läufer zweifellos Recht. Totschweigen können Forstunternehmer Ihre Probleme mit den Ausschreibungsbedingungen der BaySF trotzdem nicht.

In der Diskussion wurde deutlich, dass die Forstunternehmer die Vergabebedingungen in Bayern im Vergleich zu anderen Landesforstverwaltungen als sehr hart empfinden. Läufer rechtfertigte dieses strikte Vorgehen der BaySF mit den Vorgaben des EU-Vergaberechts und der VOL.
Sich hinter Vorschriften zu verstecken ist ein für Verwaltungen bekanntes Verhaltensmuster. Andererseits darf bezweifelt werden das z.B. die Leistungsbeschreibungen der BaySF den Vorgaben der VOL gerecht werden.

Auch wenn manche Referenten Prof. Warkotschs Forderung nach neuem Denken nicht umsetzen konnten, ein paar Ansätze waren dabei. Eine Imagekampagne brauchen wir dringend, neue Verfahren, wie sie Michael Schimper vortrug auch. Vor allem brauchen wir weiterhin den Forstlichen Unternehmertag, als eine der wichtigsten Branchenplattformen in Deutschland.



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