Nationalpark Frankenwald- Der Irrsinn kennt keine Grenzen



23.05.2017
Stellungnahme des Berufsverband der Forstunternehmer in Bayern e.V.

Nationalpark Frankenwald- Der Irrsinn kennt keine Grenzen

1. Vernichtung von Arbeitsplätzen


Durch einen Nutzungsverzicht auf 10.000 ha fehlen den Forstunternehmen, Holzfrächtern, Sägewerken und weiterverarbeitenden Betrieben ca. 120.000 fm Holz.
Da 100 fm Holznutzung in der ganzen Wertschöpfungskette rechnerisch einen Arbeitsplatz bedeuten, werden 1200 hochqualifizierte Arbeitsplätze dauerhaft vernichtet und alle Betriebe der Forst- und Holzwirtschaft im Frankenwald in ihrer Existenz bedroht.
Dies ist vor allem bei der hervorragenden Struktur holzbe- und verarbeitenden Betriebe in der Region volkswirtschaftlich absolut schädlich.
Im Landkreis Kronach sind allein 7 % der Erwerbstätigen im Cluster Forst und Holz beschäftigt. Im angrenzenden Landkreis Coburg sind es sogar 15,4 % (siehe Clusterstudie Forst-Holz Papier Bayern 2015). Dies ist der Spitzenwert in Bayern und zeigt die herausragende Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft in dieser Region.

2. Vernichtung von Volksvermögen

Im Cluster Forst und Holz werden in Bayern 37 Mrd. € erwirtschaftet bei einem Holzeinschlag von 22,3 Mio fm Einschlag. Dies entspricht 1660 € pro fm Umsatz oder für die Nichtnutzung von 120.000 fm einen jährlichen Umsatzverlust von fast 200 Mio. €! Was das für das Steueraufkommen in einer Region bedeutet kann sich jeder vorstellen. Zudem kostet z.B. der Nationalpark Bayerischer Wald dem bayerischen Steuerzahler jedes Jahr 20 Mio. €.
Rechnet man den entgangenen Gewinn aus dem Holzverkauf noch hinzu liegt man bei annähernd 30 Mio pro Jahr. Würde man diese 30 Mio jedes Jahr in die Forstwirtschaft im Frankenwald investieren, könnte man im Zentrum von Europa eine Vorzeigeregion für Forst- und Holzwirtschaft schaffen und so eine wirkliche Alternative für die örtliche Bevölkerung bieten.

3. Borkenkäferkatastrophe

Der Frankenwald wird im geplanten Ausweisungsgebiet der Staatsforstbetriebe Rothenkirchen und Nordhalben zu 90 % von intensiv bewirtschafteten Fichtenbeständen dominiert.
Eine Nationalparkausweisung in diesen Bereichen würde zwangsläufig zu einer verheerenden Borkenkäferkalamität führen. Wer dies nicht glaubt, soll sich doch mal die Hochlagen des Nationalpark Bayerischer Wald anschauen. Trotz einer Borkenkäferbekämpfung im Randbereich zu Privatwäldern wird der Schädlingsdruck so groß sein, dass ein Überspringen der Borkenkäfer mit Sicherheit stattfinden wird. Der so entstehende Schaden für die privaten Waldbesitzer wird immens sein.

4. Wirtschaftswald ist kein Urwald

Der Frankenwald wird großteils von der Fichte dominiert. Natürlich wären aber hauptsächlich Buchenwälder. Dies zeigt schon, dass es sich nicht um einen Naturwald sondern um einen intensiven Wirtschaftswald handelt, in dem es auf hervorragende Weise gelingt, Holznutzung, Naturschutz und Tourismus in Einklang zu bringen (Zitat aus der Laudatio zur Ernennung des Frankenwaldes zum Waldgebiet des Jahres). Dies ist auch der Grund, warum sogar die Naturschutzverbände und die Grünen den Frankenwald als ungeeignet für einen Nationalpark erachten.

5. Vorteile für den Tourismus???


Viele Nationalpark-Befürworter erhoffen sich mit der Einrichtung eines Nationalparks auch eine touristische Belebung ihrer Region. Doch als Tourismus-Magnete haben sich Nationalparks bisher nicht erwiesen. Die im August 2012 veröffentlichte Studie von Project M, der Unternehmensberatung für die Tourismus- und Freizeitbranche, zeigt: Ob Bayerischer Wald, Eifel oder Harz – dies sind Regionen, die trotz Nationalparks seit Jahren mit rückläufigen Übernachtungszahlen zu kämpfen haben.
Die nüchterne Bilanz: Im Zeitraum von 2006 bis 2011 sind die Übernachtungen im Bayerischen Wald um 2,9 Prozent, in der Eifel um 5,1 Prozent und im Harz um 5,4 Prozent zurückgegangen. Die Hoffnungen auf eine Belebung des Tourismusgeschäfts erscheinen vor diesem Hintergrund völlig überzogen.

Nicht der Nationalpark als Totalschutzzone ist die Besucherattraktion, sondern die eingerichtete touristische Infrastruktur. Ein verwilderter Wald ist für Urlauber unattraktiv, da ein Großteil der Waldfläche nicht mehr betreten werden kann. Spaziergänge, Wandern oder Mountainbiking sind nur eingeschränkt möglich und insbesondere nach Borkenkäferbefall aufgrund kahler Waldflächen unansehnlich Zudem entstehen im Tourismusbereich nicht unbedingt hochqualifizierte Arbeitsplätze sondern vieles spielt sich im Mindestlohnbereich ab. Ob dies eine wirtschaftliche Alternative für den Frankenwald ist, ist doch mehr als fragwürdig.

6. Der Wald kann nicht immer das grüne Feigenblatt für andere Großprojekte sein

Wenn irgendwo in Bayern Naturräume zerstört werden (Schischaukel im Naturschutzgebiet im Allgäu, dritte Startbahn am Flughafen München, neue Stadtviertel für München), soll der Wald den Ausgleich schaffen. Das kann so nicht weitergehen. Es muss wieder deutlich mehr Rücksicht auf die örtliche Bevölkerung genommen werden, die seit Jahrhunderten mit und vom Wald lebt und ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist.

Wir brauchen überhaupt keinen dritten Nationalpark in Bayern, weder im Frankenwald noch sonst irgendwo. Wissenschaftliche Studien haben längst nachgewiesen, dass für den Artenschutz nicht Großschutzgebiete notwendig sind, sondern die Verzahnung von vielen kleinen Trittsteinen. Also geht es nicht um eine fachliche Entscheidung sondern um eine rein politische auf Kosten der Landbevölkerung.

7. Kohlendioxidbilanz

Nur ein bewirtschafteter Wald kann als Kohlendioxidsenke dienen, wenn Holz genutzt, langlebig verbaut und als Ersatz für andere Baustoffe dient.
Wenn der Nationalpark Frankenwald entstehen sollte und der Borkenkäfer ihn auffrisst wird zuerst im sehr großen Maßstab klimaschädliches CO 2 frei bis sich irgendwann wieder ein Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Abgabe einstellt. Aber niemals kann ein Nationalpark als Kohlendioxidsenke dienen!

Fazit: Deshalb lehnen wir einen Nationalpark Frankenwald wie jeden anderen Waldnationalpark kategorisch ab!

Inching, den 22.05.2017
Norbert Harrer 1. Vorsitzender


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